Die renommiertesten Wein-Ratings der Welt
Eine schier unermessliche Flut von Weinen erreicht Jahr für Jahr den Fachhandel und wartet darauf, verkostet, gekauft und genossen zu werden.
Wer da den Überblick behalten kann, muss ein Superhirn sein – oder er vertraut einer der zahlreichen Bewertungen, die regelmäßig von Weinexperten vergeben werden.
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Meist erscheinen sie in Publikationen in Form von Büchern oder Zeitschriften, in denen ihre Grundlagen offengelegt werden und sämtliche getesteten Weine verzeichnet sind. Die folgenden sind die weltweit bedeutendsten Weinbeurteilungen.
1. Mundus Vini
Seit 2001 gibt es den Mundus Vini, einen in Deutschland gestifteten Weinpreis, an dem Weine sämtlicher Anbauregionen der Welt teilnehmen können. Finanziert wird die Auszeichnung durch die beiden Pariser Vereine O.I.V. (Organisation International de la Vigne et du Vin) und U.I.O.E. (Union Internationale des Oenologues). Da der Preis durch das Land Rheinland-Pfalz und das deutsche Bundesministerium für Verbraucherschutz zertifiziert ist, können die siegreichen Hersteller auf dem Flaschenetikett auf den gewonnenen Mundus Vini aufmerksam machen. Die Bewertungsgrundlage für die Vergabe des Preises ist eine international übliche Skala bis 100 Punkte. Eine Jury aus fünf bis sieben Weinexperten verkostet sämtliche eingereichten Weine und vergibt Punkte in den Kategorien Aussehen, Geruch, Geschmack und Gesamteindruck. Erreicht ein Wein über 85 Punkte erhält er den Mundus Vini in Silber, ab 90 Punkten gibt es Gold, und für 95 und mehr Punkte erhält der Wein eine Große Goldmedaille. Die Bestwertung von 100 Punkten hat allerdings noch kein Wein erreicht. Die Ergebnisse werden in Sonderheften des Meininger Verlags veröffentlicht, die Publikationen des Verlags beiliegen.
2. Eichelmann
Im Jahr 2000 veröffentlichte Gerhard Eichelmann, der Herausgeber der „Mondo Weinzeitschrift“, erstmals das Buch „Eichelmann Deutschlands Weine“. Darin portraitiert er auf fast 1.000 Seiten ebenso viele deutsche Weingüter und vergibt einen bis fünf Sterne. Zudem werden jährlich an die 10.000 Weinsorten verkostet und mit dem international üblichen 100-Punkte-System bewertet. Die alljährliche Auszeichnung als „Weingut des Jahres“ basiert jedoch nicht auf einzelnen Weinen, sondern auf dem gesamten Angebot des jeweiligen Erzeugers. Weitere Preise werden an die beste Kollektion an Weiß-, Rot- und edelsüßen Weinen sowie den Aufsteiger des Jahres und einem Wein-„Klassiker“ verliehen.
3. Falstaff
Der österreichische Verlag Falstaff bringt seit 1980 ein gleichnamiges Weinjournal heraus. Ebenfalls erscheint hier jährlich der „Falstaff-Weinguide sowie ein Rotweinguide. In beiden Publikationen werden österreichische und Südtiroler Weine auf einer 100-Punkte-Skala bewertet. Seit 2013 publiziert der Falstaff-Verlag einen Guide für deutsche Weine.
4. Vinum
Ebenfalls im Jahr 1980 wurde das Schweizer Magazin „Vinum“ gegründet. Es erscheint zehn Mal im Jahr und veröffentlicht neben Portraits von Weinanbaugebieten und Winzern vor allem Weinempfehlungen. Diese werden auf einer speziellen 20-Punkte-Skala, die allerdings erst bei 12 Punkten startet. Es erscheinen neben der Schweizer „Vinum“-Ausgabe auch welche für den deutschen, den französischen und den spanischen Markt.
5. Gault&Millau
Der ursprünglich französische Restaurantführer Gault Millau bringt seit 1993 in Deutschland seinen „WeinGuide“ auf den Markt, in dem deutsche Weine und deren Erzeuger bewertet werden. Die Weine werden mit der aus den USA stammenden 100-Punkte-Skala bewertet. Über 90 Punkte stehen dabei für einen „sehr gut plus“ Wein, unter 70 Punkte für „mangelhaft“. Die Weingüter erhalten eine Beurteilung in Form von Trauben. Besonders gute Erzeuger dürfen sich über die Höchstwertung von fünf Trauben freuen.
6. Le Guide Bettane et Desseauve des Vins de France
Die beiden Franzosen Michel Bettane und Thierry Desseauve bringen seit 2004 den nach ihnen benannten Führer durch die Weine ihres Heimatlandes heraus. Es werden nahezu 60.000 Weine verkostet, daraus 7.000 Weine von 1.500 Betrieben ausgewählt. Sie bewerten die Produzenten auf einer Punkte-Skala von 1 bis 5 sowie deren Weine mit bis zu 20 Punkten. Beschrieben werden die Weine im ausschließlich auf Französisch erhältlichen Buch in knappen, aber aussagekräftigen Worten.
7. Gambero Rosso
Eigentlich heißt das seit 1988 vom Verlag Gambero Rosso herausgegebene Buch „Vini d’Italia“, es wird allerdings stets von einer „Bewertung im Gambero Rosso“ gesprochen, wenn von einem guten italienischen Wein die Rede ist. Als Beurteilung werden im jährlich erscheinenden Buch Weingläser verwendet. Ein guter Wein erhält ein Weinglas, ein sehr guter zwei, und die Bestwertung sind drei Weingläser (Tre Bicchieri). Von den rund 20.000 Weinen, die jedes Jahr beurteilt werden, erhalten im Schnitt etwa 400 die Höchstnote. Ausgezeichnete Bioweine bekommen drei grüne Gläser verliehen, besonders gute Weine, die nur knapp an der Drei-Gläser-Wertung gescheitert sind, erhalten zwei rote Gläser. Außerdem gibt es eine Auswahl an günstigen Drei-Gläser-Weinen zum Preis von unter 15 Euro. Seit 2009 erscheint eine ins Deutsche übersetzte Ausgabe von „Vini d'Italia“.
8. Guía Peñín
Der spanische Weinexperte José Peñín verkostet zusammen mit seinem Team jedes Jahr mehr als 9.000 Weine aus seinem Heimatland und bewertet sie im Buch „Guía Peñín“ mit dem durch Robert Parker bekannt gewordenen 100-Punkte-Schema. Erreicht ein Wein mehr als 93 Punkte, so wird er ein zweites Mal verkostet und mit Weinen verglichen, die eine ähnliche Punktzahl erreicht haben. Im Heel Verlag erscheint unter dem Titel „ Guía Peñín: Spaniens Weinführer“ eine deutsche Ausgabe.
9. Decanter Magazine
Das britische „Decanter Magazine“ erscheint seit 1975, wird in über 90 Ländern weltweit gelesen und stellt jährlich über 4.000 Weine vor. Jedes Jahr werden die „Decanter World Wine Awards“ ausgeschrieben. In Dutzenden von Kategorien, die nach Weinsorten und Preisklassen sortiert sind, werden internationale Weine mit bis zu 5 Sternen bewertet und mit bronzenen, silbernen und goldenen Medaillen ausgezeichnet.
10. Wine Advocate (Robert M. Parker)
Der bereits mehrfach erwähnte US-Amerikaner Robert Parker bringt unter anderem seit 1978 zweimonatlich das Magazin „The Wine Advocate“ heraus. Die von ihm entwickelte Skala reicht von 50 bis 100 Punkten. Die Beurteilungskriterien sind in 10er-Blöcke unterteilt und reichen von 50-59 Punkten (nicht empfohlener Wein) bis 95-100 Punkten (Ausnahmewein). Die Höchstnote von 100 Punkten wird nur in besonders seltenen Fällen für außergewöhnliche Weine mit profundem und komplexem Charakter vergeben. Zudem vergibt Parker zusätzlich ein Plus-Zeichen an Weine, von denen durch langes Lagern eine Qualitätssteigerung zu erwarten ist. Parkers Urteile beeinflussen nicht selten die Preisentwicklung eines lagernden Weines. Die meisten internationalen Weinverkostungen finden nach Parkers 100-Punkte-System statt.
11. Wine Spectator
In 15 Ausgaben pro Jahr beurteilt das 1976 erstmals erschienene Magazine „Wine Spectator“ internationale Weine. Es bewertet auf einer Punkteskala bis 100 Punkte, wobei ein Wein mit einer Wertung von weniger als 74 Punkten als „nicht empfehlenswert“ gilt. Einmal im Jahr wird eine Top-100-Liste der besten Weine der Welt erstellt. Außerdem werden an Restaurants Auszeichnungen für deren Weinlisten-Auswahl verliehen: der „Award Of Excellence“, der „Best Of Award Of Excellence“ und der „Grand Award“.
12. Wine Enthusiast
Etwa 800.000 Menschen lesen das seit 1988 in den USA erscheinende „Wine Enthusiast Magazine“. Es bewertet Weine auf einer Skala bis 100 Punkte, allerdings werden nur Weine mit 80 Punkten und mehr veröffentlicht. Zusätzlich vergibt es die drei Prädikate „Editors' Choice“ für die Auswahl der Redaktion, „Cellar Selections“ für Weine, die sich bei längerer Lagerung besonders gut entwickeln werden, sowie „Best Buys“ für Weine zum Preis von unter 15 Dollar.
13. Stephen Tanzer's International Wine Cellar
Der amerikanische Weinkritiker Stephen Tanzer bringt seit 1985 das Magazin „International Wine Cellar“ heraus. Es erscheint zweimonatlich und nutzt eine Bewertungsskala bis 100 Punkte, wobei alle Urteile unter 70 Punkten als „zu vermeiden“ klassifiziert sind.
14. Platter's South African Wine Guide
Der Südafrikaner John Platter nimmt zusammen mit seinem Team seit 1978 die Weine seines Heimatlandes unter die Lupe. Die Bewertungsskala in „Platter's South African Wine Guide“ reicht von einem bis 5 Sterne. Weine, die häufiger als ein Mal verkostet wurden, erhalten dabei eine zweite Wertung, wenn das aktuelle Urteil von der bisherigen Bewertung abweicht.